E-Bikes sind im Trend, 2020 war in mehr als 4,3 Millionen Haushalten ein Elektrofahrrad zu finden. Jeder neunte Haushalt, immerhin 11,4 Prozent, haben mindestens ein E-Bike und die Tendenz ist weiter steigend. Seit die Fahrräder mit Motor auf dem Markt sind, gibt es auch den Vorwurf, dass diese Form des Radfahrens deutlich weniger anstrengend ist als das Fahren mit einem „normalen“ Fahrrad. Wer also viel mit dem mit E-Bike unterwegs ist, verbraucht nicht so viele Kalorien wie normalerweise beim Radfahren verbrannt werden.
Stimmt das wirklich? Sind alle, die mit dem E-Bike fahren, in Wirklichkeit zu faul, um „richtig“ Rad zu fahren? Sind E-Bike Fahrer alle Schummler? Ein Fahrradhersteller wollte das Ganze genauer wissen und hat deshalb einen Test gemacht.
Das Fahrradfahren wird natürlich leichter gemacht
Nur logisch ist, dass E-Bike fahren einfacher ist, denn diese besonderen Fahrräder verfügen schließlich über einen Motor. Allerdings muss der Fairness halber gesagt werden, dass E-Bikes zugleich deutlich schwerer sind als herkömmliche Räder und meistens über breitere Reifen verfügen. Dies treibt den Kalorienverbrauch wieder in die Höhe, weil es deutlich anstrengender ist, in die Pedale zu treten.
Für den Test wählte der Hersteller ein neues Model mit breiten Reifen, zudem wurde der Fahrer mit einem Herzfrequenzmesser ausgestattet. Für den Test musste der Fahrer in hügeligem Gelände 45 Minuten radeln, am Ende seiner Radtour hatte er knapp 500 Kalorien verbraucht. Die durchschnittliche Herzfrequenz lag bei 106 Schlägen in der Minute. Dies wiederum würde einem Kalorienverbrauch von 664 Kalorien in der Stunde entsprechen.
Was ist für den Kalorienverbrauch von Bedeutung?
Der Test des Herstellers von E-Bikes aus den USA hatte jedoch einige methodische Fehler. Er verliert beispielsweise kein Wort darüber, wie hoch die durchschnittliche Geschwindigkeit des Fahrers war. Das Gewicht des Fahrers sowie seine körperliche Fitness wird ebenso wenig erwähnt. Zudem gab es nur eine Testperson, was für den wirklichen Kalorienverbrauch beim E-Bike fahren nicht sonderlich relevant ist. Für viele Experten hängt der Kalorienverbrauch von mehreren unterschiedlichen Varianten ab. Dazu gehört die Trittkraft, die Frequenz der Tritte, das Körpergewicht des Fahrers oder der Fahrerin, das gefahrene Tempo und auch die Muskelmasse spielt eine wichtige Rolle.
Nicht zu vergessen: Die Beschaffenheit der Strecke, auf der gefahren wird und natürlich die Unterstützung durch den Elektromotor. Sportmediziner gehen davon aus, dass ein durchschnittlicher Freizeitradler mit normaler Fahrweise rund 300 Kalorien pro Stunde verbraucht. Wie sieht es aber mit dem Verbrauch an Kalorien aus, wenn der Motor fehlt und der Fahrer das Rad ausschließlich aus eigener Kraft bewegen muss?
Ist ohne Motor radeln effektiver?
Viele leidenschaftliche Radfahrer sind Puristen, die sich nie auf ein Rad mit einem Elektromotor setzen würden. Vielleicht haben sie recht, wenn es um den Kalorienverbrauch geht. Alle, die bei einer moderaten Geschwindigkeit durch die Landschaft radeln, verbrauchen dabei in einer Stunde zwischen 300 und 600 Kalorien. Hier ist der Verbrauch auch wieder von der Muskelmasse und dem Gewicht des Fahrers abhängig. Eine wichtige Rolle spielt ebenfalls die Geschwindigkeit und die Beschaffenheit der Strecke. Sind es schnelle und besonders intensive Fahrten, dann werden sogar mehr als 600 Kalorien in einer Stunde verbraucht.
Radfahren ohne Hilfsmotor ist effektiver für alle sportlichen Fahrradfahrer und für alle, die ein paar Kilogramm abspecken wollen. Das Radfahren ohne Motor ist zugleich anstrengender und fordert dem Fahrer mehr ab.
Wie viele Kalorien werden beim Joggen verbraucht?
Da E-Bikes teurer sind als „normale“ Räder, überlegen viele mit dem Laufen anzufangen, denn dabei sollen ja angeblich viele Kalorien verbraucht werden. Wer in einer moderaten Geschwindigkeit von vielleicht acht Kilometer pro Stunde joggt, verbraucht immerhin 500 bis 700 Kalorien pro Stunde. Schwimmen ist die wohl gesündeste Sportart, die es gibt, weil alle Muskeln im gleichen Maße angesprochen werden. Wer viele Kalorien pro Stunde verbrennen will, sollte aber besser an Land bleiben. Zwischen 350 und 600 Kalorien werden bei einer Stunde schwimmen durchschnittlich verbrannt.
Der tägliche Verbrauch an Kalorien lässt sich nur sehr schwer ermitteln, denn er ist von der jeweiligen Aktivität abhängig und von Mensch zu Mensch verschieden. E-Bike Fahrer jedoch pauschal als Schummler zu bezeichnen, ist nicht richtig. Wer mit Unterstützung des elektrischen Motors radelt, verbraucht so viele Kalorien wie ein langsamer Jogger oder ein gemütlicher Schwimmer.
Was für das E-Bike spricht
Zwar ist die Anschaffung eines E-Bikes eine teure Angelegenheit, aber für viele zahlt sich der Kauf dieses modernen Rads auf jeden Fall aus. Alle, die nicht mehr so fit sind oder nicht mehr die Ausdauer haben, müssen dank E-Bike nicht auf das Fahrradfahren verzichten. Für ältere Menschen ist die Anschaffung eines solchen Fahrrads aber wirklich nur zu empfehlen, wenn sie keine Angst vor der modernen Technik haben und sich selbst bei höherem Tempo noch wohlfühlen.
Wer jeden Tag regelmäßig Radtouren oder Besorgungen mit dem Rad unternimmt, für den zahlt sich die Anschaffung eines E-Bikes mit Sicherheit aus. So ist niemand, der mit dem E-Bike zu Arbeit fährt, schweißgebadet, wenn er dort ankommt und auch der Anhänger mit den Einkäufen oder mit den Kindern zieht sich deutlich leichter. Eine echte Entlastung ist das Fahrrad mit dem Motor außerdem, wenn es durch schwieriges Gelände geht.
Die Nachteile des E-Bikes
Das moderne E-Bike hat eine Vielzahl von Vorteilen, aber leider auch einige Nachteile. Nach rund 70 Kilometern ist der Akku der meisten Modelle leer und es muss wieder ohne Unterstützung geradelt werden. E-Bikes bringen ein ziemliches Gewicht auf die Waage und wer sein Rad beispielsweise die Treppen hochtragen muss, wird sich schnell nach einem „normalen“ Rad zurücksehnen. Dazu kommt, dass viele E-Bikes eine besondere Geometrie haben, was den Rahmen angeht. Aufgrund dessen lassen sie sich besonders unbequem tragen. Alle, die nur gelegentlich eine kleine Radtour machen, sind mit einem herkömmlichen Rad gut bedient und sparen die hohen Mehrkosten des Fahrrads mit Motorantrieb.
Ein großes Manko bei vielen E-Bikes ist, dass man sie nicht sicher abschließen kann. Das Fahren in einer Großstadt wird somit zu einem Abenteuer. Mittlerweile gibt es sogar professionell agierende Banden, die sogar vor den Augen der Passanten E-Bikes stehlen, und zwar bevorzugt die teuren Modelle. Wer sich ein teures E-Bike kauft, sollte deshalb eine gute Fahrradversicherung haben, die im Ernstfall den Schaden abdeckt, wenn das abgeschlossene Rad gestohlen wird.
Bild: @ depositphotos.com / aerogondo2
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