Wie schädlich sind künstliche Fingernägel?
Hände sind so etwas wie Visitenkarten. Studien haben gezeigt, dass viele Menschen ihrem Gegenüber zuerst auf die Hände und erst dann ins Gesicht schauen. Umso wichtiger ist es, gepflegt und saubere Hände mit ebensolchen Fingernägeln zu haben. Viele Frauen hätten gerne pflegeleichte Fingernägel, aber vielfach brechen sie ab, haben eine wenig attraktive Form, sind spröde oder werden vielleicht sogar abgekaut. Alle diese Probleme lassen sich aus der Welt schaffen, und zwar mit künstlichen Nägeln.
Gelnägel sind im Trend, sie sehen toll aus und sind sehr praktisch, leider haben sie auch ihre Schattenseiten. Gelnägel können eine Gefahr für die Gesundheit darstellen, wie sieht es aber mit Acrylnägeln oder künstlichen Nägeln aus Shellac aus?
Warum sind Gelnägel schädlich?
Frauen, die lange, perfekt lackierte Fingernägel möchten, müssen viel Geduld haben, zudem müssen sie viel Zeit in die Pflege dieser Nägel stecken und dürfen keiner Tätigkeit mehr nachgehen. So etwas ist praktisch unmöglich, es sei denn, die Fingernägel sind aus Gel. Hier splittert der Nagellack nicht ab und er verschmiert auch nicht. Gelnägel sehen viele Wochen lang gepflegt und wie frisch manikürt aus. Diese Nägel bestehen aus mehreren Schichten, die nach und nach auf den natürlichen Nägeln aufgetragen werden. Um die künstlichen Fingernägel zu härten oder zu polieren, kommen in vielen Nagelstudios UV-Lampen zum Einsatz.
Eine Studie der Universität im amerikanischen Georgia fand jedoch jetzt heraus, dass dieses Licht den Hautkrebs fördern kann, zudem lässt das UV-Licht die Haut schneller altern. Eine moderne LED-Lampe ist hier eine sehr gute Alternative. Wer ein Nagelstudio besucht, was noch mit UV-Licht arbeitet, sollte Handschuhe tragen, die die Fingerspitzen frei lassen. Eine andere Schutzmöglichkeit ist es, die Hände vor der Behandlung einzucremen, und zwar mit einer Creme mit einem möglichst hohen Lichtschutzfaktor.
Schadet das Gel dem natürlichen Nagel?
Nicht nur das UV-Licht kann schädlich sein, das Gel, was auf die Nägel aufgetragen wird, ist ebenfalls nicht ganz ungefährlich. Durch die dick aufgetragene Gelschicht bekommt der natürliche Nagel zu wenig Sauerstoff, was wiederum schlecht für die Hornschicht ist. In der Folge werden die Nägel dünn und weich, schließlich brechen sie ab. Eine weitere Gefahr droht durch Infektionen, da künstliche Nägel einen optimalen Nährboden für Nagelpilz bieten. Während der Modellage können sich zwischen dem natürlichen Nagel und dem künstlichen Gelnagel Zwischenräume bilden, wo dann Hefepilze, Schimmelpilze und Fadenpilze nisten. In diesem warmen Milieu, was zugleich arm an Sauerstoff ist, fühlen sich die Pilze besonders wohl.
Diese Zwischenräume unter den Gelnägeln lassen sich kaum gründlich reinigen und sind daher für die Eindringlinge ideal geeignet. Das Robert-Koch-Institut hat deshalb auch die Vorschrift erlassen, dass jeder, der in einer Arztpraxis, einem Krankenhaus oder in einem Pflegeheim arbeitet, nur eigene, kurz geschnittene Nägel haben darf.
Das aufwendige Entfernen
Nicht nur das Auftragen, sondern auch das Entfernen der Gelnägel ist mit Aufwand verbunden. Mit normalem Nagellackentferner lassen sie sich leider nicht ablösen, in der Regel müssen sie vom natürlichen Fingernagel abgeschliffen werden. Eine Alternative dazu bieten die sogenannten Soak-Off-Gele, die selbst nach dem Aushärten unter der UV-Lampe mit der Hilfe von Aceton entfernt werden können. Leider ist so etwas purer Stress für das Nagelbett, denn die Chemikalie ist aggressiv und entfettet die Nagelhaut sowie den Nagel.
Acrylnägel können Allergien auslösen
Neben Gelnägeln erfreuen sich Acrylnägel einer großen Beliebtheit. Diese künstlichen Nägel sind dicker als Gelnägel und nicht so biegsam. Für diese Kunstnägel wird eine geschmeidige Masse aus Acrylpulver und einer Modellierflüssigkeit hergestellt, die von selbst trocknet. Sollte es im Nagelstudio sehr stark nach Chemie riechen, dann wird dort wahrscheinlich Methylmethacrylat genutzt, kurz auch MMA genannt. Dahinter verbirgt sich eine Chemikalie, die für die Modellage der Acrylnägel verwendet wird. Auf diese Weise können die Nagelstudios ihre Kosten niedrig halten.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt allerdings vor MMA, da es im schlimmsten Fall Kreuz- oder Kontaktallergien auslösen kann. Bei späteren Zahnarzt- oder Arztbehandlungen kann so etwas dann zu gefährlichen Komplikationen führen. Daher ist MMA für Kunstnägel in den USA und in Kanada verboten.
Wie macht sich eine allergische Reaktion bemerkbar?
Sollte es zu einer allergischen Reaktion auf MMA kommen, dann macht sich das nicht nur an den Fingern, sondern auch im Gesicht und an anderen Körperpartien bemerkbar. Zu den typischen Symptomen gehören gerötete Stellen und starker Juckreiz, außerdem beginnt die Haut, Blasen zu werfen. Treten diese Symptome auf, die auf eine allergische Reaktion hindeuten, dann ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, der die genaue Ursache feststellen kann.
Shellac – die ungefährliche Variante
Die dritte Variante zum Thema künstliche Nägel heißt Shellac und ist ein natürliches Produkt. Dabei handelt es sich um einen harzähnlichen Stoff, der aus dem Material gewonnen wird, was die Lackschildlaus ausscheidet. Sie schützt damit ihren Nachwuchs unmittelbar nach dem Schlüpfen vor schädlichen Umwelteinflüssen. Da Shellac natürlichen Ursprungs ist, sind die Kunstnägel aus diesem Material ungefährlich. Mit Shellac werden die Fingernägel auch nicht verlängert, wie es bei Gelnägeln der Fall ist. Vielmehr wird eine Art permanenter Nagellack aufgetragen, der sich mit Aceton wieder entfernen lässt.
Shellac ist zwar ein natürliches Produkt, hat jedoch den großen Nachteil, dass es auf Dauer die Nägel und die Nagelhaut austrocknet. Wer sich die Nägel mit der Hilfe von Shellac maniküren lässt, sollte immer mal wieder eine längere Pause einlegen und die Nägel in dieser Zeit mit einem speziellen Nagelöl verwöhnen. Shellac mit einer Nagelfeile wieder abzutragen, ist keine so gute Idee, denn so werden die Nägel stark strapaziert.
Ist es besser, auf künstliche Nägel zu verzichten?
Komplett auf Kunstnägel zu verzichten, ist nicht notwendig, aber es sollten einige Dinge beachtet werden. So ist es wichtig, sich im Nagelstudio zu informieren, mit welchen Materialien und Methoden dort gearbeitet wird. Moderne Studios bieten heute auch Kunstnägel aus Fiberglas an, die besonders hart und außerdem sehr widerstandsfähig sind. Diese Fasern sind zudem geruchlos und trocknen schnell an der Luft, was eine UV-Lampe überflüssig macht. Der einzige Nachteil, den diese neuen Kunstnägel haben: Sie sind nicht gerade preisgünstig.
Wer regelmäßig in ein Nagelstudio geht, sollte zwischendurch immer eine längere Pause einlegen, damit sich die Nägel und das empfindliche Nagelbett erholen können. Damen, die wissen, dass sie auf Acryl allergisch sind, sollten unbedingt nach einem Gel fragen, was ohne MMA auskommt.
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