Gesundes Scheinfasten – Essen ist hier erlaubt

Gesundes Scheinfasten – Essen ist hier erlaubt

„Fasting Mimicking Diet“, oder kurz FMD, kommt aus den USA und bedeutet gesundes Scheinfasten. Fasten ist für viele Menschen zwischen dem Aschermittwoch und Ostern eine Pflicht, für andere eine gute Gelegenheit, etwas für die Gesundheit und die Figur zu tun. Viele entscheiden sich für das bekannte Intervallfasten, aber auch ein gesundes Scheinfasten kann erfolgreich sein. Der Clou bei dieser Form des Fastens ist: Es darf gegessen werden.

Der wichtige Unterschied

Gesundes Scheinfasten oder doch besser das bekannte Intervallfasten – wo liegt der Unterschied? In der Kalorienrestriktion, was bedeutet: Scheinfasten ist keine klassische Nulldiät, die für erst für Hunger und anschließend für schlechte Laune sorgt. Mit dem Intervallfasten hat gesundes Scheinfasten aber streng genommen auch nichts zu tun. Wie der Name es schon verrät, beim Scheinfasten wird nur der Schein erweckt, als würde man tatsächlich fasten. Selbst wenn es vielleicht komisch klingt, ein positiver Effekt stellt sich trotzdem ein.

Was darf gegessen werden?

1000 täglich – mehr sind beim Scheinfasten nicht erlaubt, dies ist in etwa nur halb so viel, wie durchschnittlich täglich gegessen wird. Experten wie Bernd Kleine-Gunk, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Anti-Aging-Medizin, empfehlen einen Speiseplan, der überwiegend komplexe Kohlenhydrate vorsieht. Salat und Gemüse sind beim Scheinfasten immer erlaubt, dazu kommen noch gesunde Fette, wie sie in Avocados, Olivenöl und Nüssen enthalten sind. Abgerundet wird das Ganze von pflanzlichem Eiweiß, wie es in Hülsenfrüchten zu finden ist. Sparsam umgehen sollte man jedoch mit Zucker und tierischem Eiweiß sowie mit einfachen Kohlenhydraten, die in Reis, Nudeln oder Brot vorkommen. Für alle, die schon Erfahrung mit diversen Diäten oder dem Intervallfasten gemacht haben, klingt das Ganze vielleicht etwas ungewohnt.

Gut für die Zellen

Fasten dient generell dazu, den zu reinigen und ihn von schädlichen Stoffen zu befreien. Bekommt der Körper während einer Fastenkur tierisches Eiweiß, dann ist das für den Körper das Signal zum Wachstum. Gesundes Scheinfasten möchte aber genau das Gegenteil erreichen. Die Zellen sollen nicht „gefüttert“ werden, sie sollen sich vielmehr eine Pause von einem Aufbauprozess nehmen. Diese Pause oder den „Stand-by-Modus“ nutzt der Körper, um defekte oder alte, verbrauchte Zellen „aufzuarbeiten“ und sie zu recyceln. Dieser Vorgang wird Autophagozytose oder Autophagie genannt. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich dabei um eine Art „Verjüngungskur“ und eine körperinterne Müllentsorgung.

Positive Prozesse

Die körpereigene Müllbeseitigung ist ein positiver Prozess, der eine Verjüngung und eine Erneuerung folgt. Gesundes Scheinfasten setzt einen positiven Stoffwechselprozess in Gang, beispielsweise die sogenannte Ketose, die Verbrennung von Fett. Beim Intervallfasten kann der Körper jedoch nicht in den Zustand der Ketose gelangen, denn erst nach längeren Perioden des Fastens sind die Speicher aufgebraucht, in denen sich die Kohlenhydrate befinden. Um sie weiter verwenden zu können, werden sie zu Fettspeichern. Für einen nachhaltigen Effekt beim Anti-Aging ist die Phase der Kalorienrestriktion beim Intervallfasten deutlich zu kurz.

Wie könnte der Speiseplan aussehen?

Wer sich für gesundes Scheinfasten entschieden hat, kann sich zum Frühstück einen Smoothie aus Gemüse gönnen. Alle, die nicht auf die gewohnte Tasse Kaffee verzichten wollen, müssen aber kein schlechtes Gewissen haben, sie ist erlaubt. Beim Mittagessen sowie beim Abendessen sind Vielfalt und Abwechslung gefragt. Mittags gibt es beispielsweise ein Gemüsecurry mit Linsen und Kokosmilch, am Abend sind ein bunter Salat oder eine Suppe eine leckere Idee. Ganz wichtig ist es, über den Tag verteilt drei bis vier Tassen ungesüßten Tee oder Mineralwasser langsam zu trinken.

Wie oft ist Scheinfasten erlaubt?

Ein gesundes Scheinfasten dauert jedes Mal fünf Tage, und es darf alle drei Monate wiederholt werden. Wer möchte, kann also viermal im Jahr eine solche Fastenkur machen. Zwischen den fünf Fastentagen ist es eine gute Idee, sich nach dem sogenannten Sirtfood-Prinzip zu ernähren. „Sirtuin-Aktivatoren“ nennt die Deutsche Gesellschaft für Anti-Aging-Medizin die besonders gesunden Lebensmittel, die den Organismus zwischen den Fastentagen „reinigen“. Dazu gehören Nüsse, besonders Walnüsse, Rotwein (natürlich in Maßen), Kaffee, Zwiebeln und Kurkuma, Brokkoli, Äpfel, Heidelbeeren, Grünkohl und Olivenöl.

Richtig ernähren

Sich nach dem Sirtfood-Prinzip zu ernähren, klingt am Anfang vielleicht kompliziert, lässt sich aber schnell in den Alltag übernehmen. So kann das Frühstück aus einem Schokoladen-Tonka-Quark oder aus einem Porridge mit Quinoa bestehen. Mittags kommt ein Eintopf mit Wirsing, Buchweizen und Pilzen auf den Tisch und abends gibt es Orecchiette Pasta mit Brokkoli. Auch eine Suppe aus Grünkohl mit Hackbällchen wäre eine gesunde und leckere Idee für ein Mittag- oder Abendessen. Natürlich gehört auch ein kleiner Snack dazu, etwa ein Müsliriegel oder köstliche Kugeln aus Samen, Kernen und Trockenfrüchten.

Das sagen Experten

Allerdings sind nicht alle Mediziner und Ernährungsexperten überzeugt, ob gesundes Scheinfasten gut ist. Nach Ansicht des Ernährungsmediziners Hans Hauner von der Technischen Universität München handelt es sich hier um ein Fastenkonzept nach einem altbekannten Rezept. Seiner Auffassung nach wird hier „altes Wissen in ein neues Gewand gehüllt“. Verstärkt wird seine Meinung noch durch den Verkauf von sogenannten Fastenboxen, die speziell für die Fastentage abgepackt werden. Der Mediziner sieht darin eine geschickte Vermarktung. Dass die Menschen in Japan oder auf der italienischen Insel Sardinien deutlich länger leben, als der Rest der Welt, ist bereits bekannt und erforscht. Sie ernähren sich überwiegend von pflanzlicher Kost, von gesunden Fetten, Fisch und Olivenöl. Sie bewegen sich ausreichend, leben in einem gesunden Klima und haben weniger .

Ist Scheinfasten zu empfehlen?

Gleichwohl gibt es auch positive Meinungen zum Scheinfasten. Ein besonders positiver Effekt ist, dass der Insulinspiegel niedrig gehalten wird. Das Gleiche passiert mit dem Hormon IGF-1, das den Alterungsprozess der Zellen erst aktiviert und dann beschleunigt. Beim Scheinfasten ändert sich der Blick auf die Lebensmittel und deren Zusammensetzung, zugleich wird das Hungergefühl anders wahrgenommen.

Fazit

Jede Diät, auch das Scheinfasten, sorgt für einen gesunden Effekt, denn man sich intensiver mit den vielen Fragen zur beschäftigen, vor allem bei den Fastenvarianten. Wer fastet, lernt viel über die Zusammensetzung der Nährstoffe und wie sie im Körper wirken. Wer allerdings langfristig will und schlank bleiben möchte, wird so etwas nicht mit den fünf Tagen Scheinfasten erreichen. Hier ist die Sirtfood-Ernährung, die auf pflanzlicher Ernährung basiert, eine gute Idee. Sie ist abwechslungsreich und bunt, sie macht satt und, was besonders wichtig ist: Sie versorgt den Körper mit allem, was er braucht, um gesund zu bleiben.

Bild: © Depositphotos.com /  rossandhelen

Tommy Weber